Die
Abstammung der Aborigines und Ihre Besiedlung
Australiens :
Bis heute ist
die Abstammung der Ureinwohner Australiens nicht vollkommen
sichergestellt werden. Zahlreiche Ans”tze gehen jedoch
davon aus, dass die Aborigines vor 40.000 Jahren vom
asiatischen Festland nach Australien übersiedelten.
Durch den damals wesentlich niedrigeren Meeresspiegel hatte
die Landmasse Australiens aber auch die indonesischen Inseln
eine gr–ssere Ausdehnung. Die schmalste Meeresenge hatte
dennoch eine Breite von 90 km, die es zu überwinden galt.
Es ist bis heute unklar ob die Einwanderer ausreichende
Kenntnis in Navigation hatten oder entsprechend taugliche
Schiffe oder Fl–sse hatten. Sicher ist jedoch, dass es bei
Ankunft der Europ”er keinen Stamm gab, der dieses
Unterfangen h”tte bewerkstelligen k–nnen. Dennoch ist eine
vollst”ndige Besiedlung des Kontinents vor 32.000 Jahren
Jahren sicher, sodass eine schnelle Durchdringung der
riesigen Landmasse in kurzer Zeit stattgefunden haben muss.
Durch den erneut ansteigenden Meeresspiegel wurde Australien
wieder von den Kontinentalgebieten Asiens und der Inselwelt
getrennt. |
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Erst
die Europ”er durchbrachen diese Isolation. Mit den notwendigen
navigatorischen F”higkeiten ausgestattet begaben sich bereits
Ende des 16. Jahrhunderts Seefahrer auf die Suche nach dem
sagenumwobenen Kontinent der "Terra australis".
Als erste Europ”er landeten die Holl”nder in der Umgebung
des Cape York, fanden allerdings nicht den erhofften Reichtum.
Wesentlich bedeutsamer für die europ”ische Entdeckungsgeschichte
waren die Bemühungen der Engl”nder. Am 29. April 1770
landete Captain James Cook in der Botany Bay nahe Sydney und
nahm im Namen der englischen Krone die Ostküste unter dem
Namen New South Wales in Besitz. Damit leitete er damit die
zweite Besiedlungswelle des Kontinents ein.
Trotz regionaler Unterschiede bildeten die Aborigines beim
Eintreffen der Europ”er eine rassische und vereinfachte
kulturelle Einheit. Aber obwohl die neuen Siedler mit ”usserster
H”rte, ja sogar regelrechter Menschenjagd, gegen sie
vorgingen, konnten sich die Aborigines nicht zu einem
gemeinsamen Aufstand organisieren. Die Folge war eine
zunehmende Verdr”ngung aus den angestammten Lebensr”umen. |
Das Leben
der Aborigines vor der Kolonialisierung :
Die
Besiedlung des Kontinents durch die Aborigines konzentrierte
sich auf die –kologischen Gunstgebiete. Trotz der
erstaunlichen Bev–lkerung im Zentrum, lebten die meisten
Aborigines im Osten.
Sie lebten in Stammesverb”nden mit bis zu 700 Personen, die
jedoch im t”glichen Leben in nomadisierende Gruppen von
etwa 20 bis 50 Personen unterteilt waren. Die Grenzen der
Gruppen waren nicht streng definiert, sondern ergaben sich
vielmehr aus natürlichen Grenzen, wie Bergrücken und
Flussl”ufe. Auseinandersetzungen wegen territorialer
Besitzansprüche gab es kaum, da die Gebiete der St”mme
einen mehr als ausreichenden Lebensraum gew”hrleisten
konnten. Hinzu kam, dass eine konstante Zahl der Bev–lkerung
durch Geburtenkontrolle gew”hrleistet wurde. Sexuelle
Tabus, Abtreibungen, Kindst–tungen (vor allem bei
Zwillingsgeburten), waren keine Seltenheit, da es für die
Frauen unm–glich war, den ganzen Hausrat und mehr als zwei
Kinder mit sich zu tragen.
Die Aborigines waren J”ger und Sammler, besassen weder
brauchbares Jagdwerkzeug, noch Waffen. Sie trugen keine
Kleidung und bauten keine H”user. Bei der
Nahrungsbeschaffung war das Gesammelte der Frauen meist von
gr–sserer Bedeutung, vor allem aber konstanter, als der
Jagderfolg der M”nner.
Eine der bereits sehr früh entwickelten Jagdmethoden
basierte auf dem geschickten Einsatz von Feuer. Hierauf ist
auch die v–llige Ver”nderung der Vegetation in den
Trockenr”umen des Kontinents zurückzuführen. Es wird
vermutet, dass zumindest bis zu einem gewissen Mass die
Dominanz feuerresistenter B”ume darauf zurückzuführen
ist.
Die gesamte Sozialstruktur der Aborigines war egalit”r, was
bedeutet, dass keinerlei Hierarchie bestand. Alle
Entscheidungen wurden im Kollektiv gef”llt. Die Stammes”ltesten
hatten zwar eine gewisse Autorit”t, die sich aber meist auf
die Übermittlung traditioneller Gesetzesüberlieferung stützte.
Es stellt sich die Frage, warum die Aborigines sich nie von
den J”gern und Sammlern zu Feldbauern entwickelt haben. Ein
wahrscheinlicher Grund besteht in der mangelnden
Notwendigkeit einen organisierten Anbau zu betreiben. Die
Tragf”higkeitsgrenzen des Landes für die Jagd waren hoch
und konnten durch die relativ geringe Zahl der Aborigines
nie erreicht werden. Ein zweiter Grund besteht mit
Sicherheit in der relative Unfruchtbarkeit vieler Gebiet des
Kontinents.
Erstaunlich ist, dass selbst in Gebieten, deren Besiedlung
von den Europ”ern als unm–glich eingestuft wurden
verschiedene Stammesverb”nde mit ca. 2500 Mitgliedern
lebten. Heute ern”hren sich von derselben Fl”che weniger
als 200 Personen.
Der Naturglaube, in dem sich die Aborigines als einen
integrierten Teil ihrer natürlichen Umgebung sahen und sich
strikte Verhaltensregeln im Umgang mit ihr auferlegten, war
weniger dazu geeignet, Neuerungen zu akzeptieren oder zu
experimentieren. So ist es nicht verwunderlich dass die
Europ”er bei ihrem Eintreffen eine archaische Kultur
vorfanden, die durchaus mit steinzeitlich lebenden Papua auf
Neuguinea vergleichbar ist.
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Die
Aborigines nach der Kolonialisierung :
Die Bev–lkerungszahl
der Aborigines lag vor der Kolonialisierung zwischen 300.000
und 500.000 Personen. Heute leben noch etwa 230.000
Aborigines in Australien, von denen bei genauerer
Betrachtung nur rund 50.000 den "Full blood Aborigines"
zuzurechnen sind. Die dieser Zahl zugrunde liegenden
statistischen Erhebungen sind jedoch ungenau, da bei Volksz”hlungen
nur derjenige als Aborigine gilt, der sich diesen zugeh–rig
fühlt. Aufgrund von rassistischen Vorurteilen bezeichnen
sich viele Mischlinge als Weisse, wodurch eine hohe
Dunkelziffer entsteht. |
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Die
auferlegte, ver”nderte Lebensweise der Aborigines :
Schon aus den wenigen
bisher gemachten Bemerkungen wird deutlich, dass die Aborigines den
weissen "Eindringlingen" nicht gewachsen waren.
In der Tat standen sich selten in der Geschichte der Menschheit zwei
so ungleiche Kulturen in direktem Interessenskonflikt gegenüber. Die
Aborigines haben keine politische Struktur, sind nicht sesshaft,
besitzen nur geringe materielle Güter und sehen sich selbst als
integrierten Bestandteil der Natur.
Dem gegenüber stand und steht die Kultur der Europ”er, mit einem
hierarchisch gegliederten System, das autorit”r und politisch straff
organisiert ist und moderne technische Güter zu gebrauchen versteht.
Die Eindringlinge kamen zwar mit der Weisung in "Eintracht und
Freundschaft" mit den Ureinwohnern zusammen zu leben, aber dies
war von Anfang an unm–glich. Schliesslich hatten sie die Absicht,
ihre Existenz auf derselben Basis aufzubauen auf der die Lebensf”higkeit
und die gesamte Grundlage der eingeborenen Gesellschaft beruhte - den
Besitz von Land.
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Der
Besitz der Aborigines wurde von der Kolonialregierung nicht
anerkannt, was 1836 in einem Rechtsbeschluss gipfelte, der
den nomadisierenden Aborigines die F”higkeit zur
organisierten Landnutzung absprach und damit jegliche
Landrechte der Ureinwohner für nichtig erkl”rte. Für die
Aborigines bedeutete dies, dass sie selbst auf legalen
Landbesitz kein Anrecht mehr hatten. Sie wurden landlose
Fremde im eigenen Land. Die technologische und
organisatorische Unterlegenheit bereitete jeder Art der
physischen Verteidigung ein schnelles Ende. Ein trauriges
Ereignis dieser Auseinandersetzung ist das Schicksal von
4.000 Tasmaniern, die sich in zahlreichen kleineren
Kampfhandlungen zur Wehr setzten und nach sieben Jahrzehnten
bis zum letzten Mann vernichtet waren.
Aber nicht nur kriegerische Handlungen und Vergiftungen
wirkten der Dezimierung der Aborigines bei. Vielmehr tragen
Krankheiten und Seuchen, wie Masern, Pocken und Syphilis
dazu bei, die Anzahl der Aborigines stark zu verkleinern.
Viele wurden auch einfach nicht mit der neuen Situation
fertig. Sie mussten zusehen, wie ihre Welt nach und nach
zerst–rt wurde und verloren jeden Lebenswillen. Nach und
nach gerieten die Aborigines immer mehr in den Ruf, faul zu
sein und wurden im allgemeinen als Bettler verspottet. |
Um ihre religi–se
Vorstellungen leben zu k–nnen, verschwanden sie oft tagelang auf
einen "Walkabout", was bei den Weissen alles andere als
Verst”ndnis hervorrief. Für die Ureinwohner ergab es jedoch von
Natur her keinen Sinn, sich selbst irgendwelche Massregeln
aufzuerlegen und Termine zu vereinbaren und einzuhalten. Aber auch die
Kolonialverwaltung sah den Zerfall der Aborigines, und versuchte sie
1836 mit der Errichtung von Reservaten und Entsendung von Missionaren
zu unterstützen.
Die physische und geistige Entwurzelung der Aborigines führt zu einer
weit verbreiteten Apathie, was von den Weissen allenfalls als
Undankbarkeit angesehen wurde. In unserer Zeit gibt es nur noch wenige
Gebiete, wo Aborigines traditionell leben bzw. leben wollen. Sie haben
einen Kompromiss zwischen den beiden Lebensstilen abgeschlossen und
sind weder hier noch dort zu Hause.
Die Aborigines
im 20. Jahrhundert :
1961 wurde den
Aborigines das Wahlrecht zugesprochen. Weitere sechs Jahre sp”ter
wurde ein Referat zur Bearbeitung der Angelegenheiten von Aborigines
eingerichtet.
Die Wirksamkeit dieser staatlichen Einrichtung ist jedoch ”usserst
gering. Erst mit der Wahl einer neuen Regierung von Queensland 1972
wurde einiges m–glich gemacht. Es wurden immense Geldsummen zur Verfügung
gestellt, was zum Beispiel im medizinischen Bereich dringend ben–tigt
wurde (die S”uglingssterblichkeit war bei den Aborigines zehnmal h–her
als bei Weissen).
Mittlerweile gibt es in Australien 86% Stadt- und 14% Landbev–lkerung.
Die Zahl der Bev–lkerung stieg von 1850 bis 1991 von 1,2 Mio. auf
15,5 Mio. Einwohnern. Obwohl 78% dieser Bev–lkerung in Australien
geboren wurde, geh–ren dazu mittlerweile nur noch 1% Aborigines.
Das
Mabo-Gesetz :
Eddie Mabo war
einer von vier Aborigines aus dem Stamm der Mwriam, die 1982
den Staat Queensland verklagten und vor Gericht die
Auffassung vertraten, dass ihre Eigentumsrechte auf drei
kleine Inseln, die zwischen Australien und Papua Neuguinea,
auf der Torres Strasse liegen, bis heute Gültigkeit haben.
Diese von Aborigines erhobene Anklage wurde über 10 Jahre
von mehreren Instanzen bearbeitet und führte letztendlich
zu einem allgemeingültigen Gesetz, dem im Dezember 1993
verabschiedeten Mabo-Gesetz. Dies bedeutet das Ende von
"Terra Nullius". |
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Bei der
Besiedlung Australiens 1788 durch die britische Krone wurde dieser
Kontinent als Terra Nullius angesehen - als Niemandsland. Wie nicht
anders zu erwarten war, l–ste das Mabo-Gesetz als Grundsatzurteil
eine Reihe von Landrechtsansprüchen der Aborigines aus. Die
Unsicherheit über Eigentumsverh”ltnisse des Bodens droht potentielle
Investoren abzuschrecken, da der juristische Hintergrund fehlt.
Am deutlichsten wird dies, wenn man die Minenlobby betrachtet, die
sich gegen dieses Gesetz entschieden wehrt und es als
"Paragraphenorgie für Rechtsanw”lte" bezeichnet. Konkret
bedeutet dieses Gesetz, dass die Aborigines ein Recht auf "native
title", Ureigentum, haben. K–nnen sie eine jahrhundertlange,
konstant andauernde, Beziehung zu einem Land nachweisen, so k–nnen
sie dieses vom Staat zurückfordern. Gültig ist dies bei der
Betrachtung der ”usserst wichtigen Leasing-Vertr”ge, die zwischen
Staat und Minengesellschaft bestehen. W”hrend sich Pachtvertr”ge mit
den Landwirten automatisch nach Ablauf eines Jahres erneuern, müssen
Leasing-Vertr”ge j”hrlich mit dem Landbesitzer verhandelt werden.
Das Mabo-Gesetz
und die Leasing-Vertr”ge der Minengesellschaften :
Im Norden von Western
Australien erstreckt sich das Gebiet der Hamersley Range. Dieses
Gebiet ist bekannt durch sein grosses Vorkommen an Eisenerz. Die
Minend–rfer Tom Price und Paraburdoo sind das Zentrum einer der gr–ssten
Bergbauregionen Australiens. Genau dieses Gebiet geh–rt aber auch
eines der gr–ssten Teile Australiens, die vom Mabo-Gesetz betroffen
sind.
Judith Thomson, zust”ndig für die PR-Arbeit der
Hamersley-Eisenerzwerke, gibt die Meinung ihrer Vorgesetzten wieder,
die in keiner Weise ein Problem im Erlass des Mabo-Gesetzes sehen. Die
Minengesellschaft der Pilbara Region arbeitet schon seit 1988 an er
Integration von Aborigines in die Arbeitswelt in der Mine, zu den
gleichen Bedingungen, die alle anderen Mitarbeiter auch haben.
Kompetenz und Leistung z”hlen und nicht wie sooft Hautfarbe und
Herkunft. Speziell für dieses Vorhaben wurde ein Programm
ausgearbeitet, welches 3 Mio. A$ in zwei Jahren kostete, aber seither
arbeiten sogar zwischen acht und zehn Aborigines in h–heren
Positionen und werden voll akzeptiert.
Die Führungskr”fte der Minengesellschaft sehen kein direktes Problem
in der Handhabung des Mabo-Gesetzes. Die konkrete Realisierung wird
zwar ihrer Meinung nach noch lang dauern und in bestimmten Regionen
Australiens mit Sicherheit zu Problemen führen, aber für sie steht
die Devise "gleiches Recht für alle" schon seit einigen
Jahren mit an oberster Stelle ihrer Firmenpolitik. Von daher vermuten
sie, dass das Mabo-Gesetz eine faire und gleichberechtigte
Verhandlungsbasis der Leasing-Vertr”ge zwischen Aborigines und weissen
Australiern mit sich führen wird.
!!!!!!!!!"You need to know who your neighbours are, what their
concerns are and deal with them with the same respect and courtesy you
would in an urban enviroment", Thomson said.!!!!!!!! Das
Mabo-Gesetz wird, gerade für die Minengesellschaften Western
Australiens, als sehr gef”hrlich betrachtet. Keiner weiss genau wo er
steht und es gibt auch noch keine Sicherheit, bevor Verhandlungen mit
den Aborigines stattgefunden haben und zufriedenstellend abgeschlossen
wurden.
Obwohl die Minengesellschaft schon in den letzten Jahren viel für die
Aborigines getan hat, ist nicht klar, ob die Aborigines ihre neu
erlangten Rechte bis an die Grenzen ausreizen, da selbstverst”ndlich
auch sie wissen, wie wichtig das Minenbaugebiet Western Australiens für
den gesamten Kontinent ist.
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